Im Auge des Winters by Simmons Dan

Im Auge des Winters by Simmons Dan

Autor:Simmons, Dan [Dan, Simmons]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-17T00:00:00+00:00


Auf halber Strecke zwischen Oak Hill und Elm Haven klingelte sein Handy. Das plötzliche Läuten erschreckte ihn so, dass er fast von der dunklen Landstraße abgekommen wäre. Er nahm das Telefon vom Beifahrersitz, wo es schon seit Tagen gelegen hatte.

»Hallo?«

Schweigen am anderen Ende der Leitung, doch er spürte, dass jemand dran war. Er hielt auf dem Seitenstreifen des leeren Highway an, überwältigt von der Gewissheit, dass seine geliebte Clare am Telefon war – Clare, die ihn zum ersten Mal seit über einem Jahr anrief, die ihm mitteilen wollte, dass er in sein altes Leben und seine frühere Realität zurückkehren konnte.

»Daddy?«

Einen Augenblick lang fühlte Dale nur Schwindel. Die Stimme, die zwei Silben – er konnte sie nicht zuordnen.

»Daddy, bist du das?« Es war seine ältere Tochter Margareth Beth, kurz Mab, die am Clermont College in Kalifornien studierte.

»Mab? Was ist los, mein Kleines? Stimmt was nicht?«

Tiefes Ausatmen. »Wir versuchen schon die ganze Zeit wie verrückt, dich zu erreichen, Daddy. Wo warst du denn?«

Verwirrt schüttelte Dale den Kopf. Ein Pickup fuhr vorbei, der Blick eines alten Mannes glitt kurz zu Dales Wagen, um zu sehen, ob er Hilfe benötigte.

»Ich war die ganze Zeit hier in Illinois, Kiddo. Das hab ich euch doch gesagt. Ist alles in Ordnung?«

»Bei uns ist alles in Ordnung, Daddy. Aber du hast dort keine Telefonnummer, und du gehst nie an dein Handy. Katie und ich haben versucht, dich anzurufen und dir zu schreiben. Hast du unsere Briefe gekriegt?«

Dale stutzte. Er hatte seinen Töchtern, seinen Kollegen und Geschäftspartnern gesagt, dass sie ihm postlagernd nach Elm Haven schreiben konnten. Aber er hatte völlig vergessen, beim Postamt nachzufragen.

»Tut mir leid, Kiddo. Ich war … ziemlich beschäftigt.« Er hörte, wie albern seine Worte klangen. »Was ist los, Mab. Rufst du von Clermont aus an?«

»Nein, Daddy. Ich bin in den Weihnachtsferien zu Hause. Wir wollten wissen, ob du … herkommst.« Dale hörte das unausgesprochene Wort heim.

»Weihnachtsferien?« Seine Verwirrung wurde immer größer. »Bis zu den Weihnachtsferien sind es doch noch Wochen, Mab. Warum bist du schon so früh zu Hause?«

Nur das leise Leerlaufgeräusch des Land Cruisers und statisches Zischen im Hörer untermalten die Stille. Schließlich sprach Mab weiter. »Dad … es ist nicht zu früh. Heute ist der 22. Dezember.«

Dale lachte. »Was redest du denn da, Kiddo. Vor ein paar Tagen war doch erst Thanksgiving …« Er unterbrach sich, weil er seiner Tochter nicht erzählen wollte, dass er den Feiertag mit einer Frau verbracht hatte, von der sie noch nie gehört hatte. »Im Ernst jetzt, warum bist du schon zu Hause?«

»Daddy.« Echte Verzweiflung lag nun in ihrer Stimme. »Heute ist der 22. Dezember. Übermorgen ist Heiligabend. Bitte hör auf damit, du machst mir Angst.«

»Tut mir leid, Kiddo.« Mehr fiel Dale nicht ein. Er schaltete das Innenlicht an, um die Datumsanzeige auf seiner Uhr zu sehen. Die Uhr war um 4.15 stehen geblieben. Das Datum war der Achte, den Monat wusste er nicht.

Eine andere Stimme meldete sich. Seine jüngere Tochter Katie. Sie klang kühler und tiefer als Mab. »Dad?« Katie hatte ihn nie Daddy genannt.

»Hallo, Butch.« Dale benutzte ihren alten Kosenamen, um möglichst unbeschwert zu wirken.



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